Die Ozeane - und Ihre Rolle im Kampf gegen die Klimaveränderungen
- roschlau
- 24. Feb.
- 3 Min. Lesezeit
Seit mehreren Wochen bin ich in Kontakt mit verschiedenen meereskundlichen Forschungsinstituten. Viele wissenschaftlichen Berichte der letzten Monate belegen, dass der Erfolg oder Misserfolg bei den Maßnahmen gegen die Erderwärmung in den Ozeanen entschieden wird.
Ich habe aus aktuellen Forschungsarbeiten umfangreiches Recherchematerial analysiert. So kann ich in diesem Monat ausschließlich über die Meere der Welt und ihre politisch und gesellschaftlich unterschätzte Bedeutung beim Kampf gegen die Klimamaßnahmen berichten.
Sport und Forschung: Zusammenarbeit bei der Meeresforschung
Viele Menschen auf der ganzen Welt verfolgten die ausführlichen Berichte zur Vendée Globe-Regatta, dem größten Segelrennen der Welt. Die Bedingungen und Herausforderungen dieses einmaligen Ereignisses einer Einhand-Weltumseglung sind schwer vorstellbar: 40 mutige Frauen und Männer segeln in einem Rundkurs von 45.000 Kilometern allein auf den unberechenbaren Weltmeeren. Die Regattabedingungen erlauben weder Zwischenstopps noch fremde Hilfe.
Die gerade zu Ende gegangene Vendée Globe 2024/2025 startete am 10. November 2024. Am 14. Januar 2025 nach 64 Tagen und etwas mehr als 19 Stunden lief das Siegerboot Macif Santé Prévoyance mit seinem Skipper Charlie Dalin im französischen Les Sables d’Olonne ein. Der Deutsche Boris Herrmann kam nach 80 Tagen und etwas mehr als 10 Stunden als Zwölfter am Zielort an. Soweit die nüchternen sportlichen Fakten.
25 Boote sind in den Diensten der Forschung unterwegs!
Die einzigartigen Vorteile der Regatta für die Wissenschaft liegen darin, dass die Boote und ihre Skipper sich auf der festgelegten Route ausschließlich nach den Winden auf den Meeren richten und nicht nach Handelsrouten. So verirrt sich kaum ein Schiff je ins Südpolarmeer – außer die Boote der Vendée Globe.
Das Südpolarmeer absorbiert so viel Kohlendioxid, wie die USA pro Jahr ausstoßen. Dies ist vor allem den Meeresströmungen zu verdanken. Zuerst reagiert das Kohlendioxid mit dem Meerwasser und löst sich darin auf. Dann wird das CO2 durch Strömungen und Mischprozesse in die Tiefe getragen.
Dieser Prozess ermöglicht es dem Wasser an der Oberfläche, weiteres Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufzunehmen. Nicht überall auf den Meeren wirkt der Ozean als so bedeutende CO2-Senke, wie im Südpolarmeer.
Trotz der Bedeutung im Kampf gegen den Klimawandel sind viele Meeresgebiete wie das Südpolarmeer wenig erforscht. Mithilfe der Solo-Weltumsegelung wollen Forschende die Prozesse im Südlichen Ozean besser verstehen. Immerhin waren 25 der teilnehmenden 40 Boote mit umfangreichen Messinstrumenten ausgestattet. Mit diesen haben sie regelmäßige Daten für die Wissenschaft erhoben.
Forschungsschiffe in der Antarktis
Expeditionen in den abgelegenen Südlichen Ozean sind selten und teuer. Weltweit gibt nur knapp einhundert hochseetaugliche Forschungsschiffe, die für eine solche Fahrt infrage kämen. Kommerzielle Schifffahrt gibt es so weit südlich kaum.
Die wissenschaftliche Nutzung der Vendée Globe-Regattaboote ist für die Forschenden aller beteiligten Institute eine einmalige Gelegenheit, innerhalb der größten Regatta der Welt die wissenschaftlichen Ziele mit zu berücksichtigen.
Das GEOMAR – Institut
Den deutschen Teilnehmer der Vendee Globe, Boris Herrmann, verbindet eine langjährige Zusammenarbeit mit dem GEOMAR – Institut. Das GEOMAR koordiniert verschiedene Programme im Rahmen des Projekts „Dekade der Meeresforschung für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen“.
Einen Schwerpunkt der Arbeiten des GEOMAR bildet das globale Ozeanmonitoring zur Erforschung und Vorhersage von Auswirkungen des Klimawandels und anderer menschliche Einflüsse auf den Ozean.
Zur Gewinnung von Daten tragen neben wissenschaftlichen Expeditionen, autonomen Messgeräten und Handelsschiffen auch Segelyachten als „Ships of Opportunity“ wie Boris Herrmanns »Malizia Seaexplorer« bei.
Was die Datenjagd bei dem Rennen so wertvoll macht, erklärte der Ozeanograph Toste Tanhua vom Forschungszentrum GEOMAR in Kiel. Er arbeitet eng mit den einigen der segelnden "Citizen Scientists" zusammen. In einem GEO-Interview erläutere er, dass die meisten der Instrumente auf den Booten automatisch arbeiten würden.
Das „OceanPack“ zum Beispiel, das unter anderem auch Boris Herrmann auf seiner Yacht installiert hatte, erstellte alle 20 Sekunden eine Messung des Kohlendioxid-Gehalts im Wasser sowie eine kontinuierliche Temperatur- und Salzkonzentrationsmessung.
Andere Segler hatten Messbojen dabei, die sie in einer festgelegten Ozeangegend nur über Bord werfen mussten. Per Satellit übertrugen die Instrumente dann selbständig alle Daten. Dies gelte in Teilen auch für die Messeeinrichtungen auf den Booten selbst, die einige Daten schon von unterwegs per Satellit übertragen. Die gesamte Auswertung der umfangreichen Datensammlung erfolgt aber erst dann, wenn die Seglerinnen und Segler von ihrer Weltumrundung zurück sind.
Jahrelange Zusammenarbeit
Boris Herrmann hatte schon bei seiner ersten Vendée Globe im Jahr 2021 mit GEOMAR zusammengearbeitet. Damals hatten die Messdaten ergeben, dass der südliche Ozean deutlich weniger Kohlendioxid aufnimmt, als das GEOMAR mit seinen Rechenmodellen vorgesagt hatte. Bei den Messdaten aus dem Atlantik war es umgekehrt.
In den südlichen Meeresgebieten scheint die Funktion der Ozeane als „Klimaanlage“ des Planeten sehr stark zu schwanken. Die Gründe müssen näher erforscht werden, wozu auch die nun noch auszuwertenden Daten der 25 beteiligten Boote notwendig sind.
Ich werde die Studien dazu beobachten und die Erkenntnisse dazu in den kommenden Monaten zusammengefasst veröffentlichen.
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